Die Globalisierung des Welthandels tritt in eine neue Phase ein. Der Prozess verläuft langsam, birgt aber erhebliche Risiken, insbesondere für Europa. Bei einer aktuellen Coface-Konferenz diskutierten Experten diese Herausforderungen und ihre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.
Eine neue Ära der Globalisierung zwingt Europa zur Anpassung. Auf unserer Konferenz im Februar beleuchteten Branchenexperten die komplexen wirtschaftlichen Veränderungen. Bereits bei früheren Veranstaltungen wie der Coface-Länderrisiko-Konferenz 2022 in Zürich standen Themen wie der wachsende Wettbewerbsdruck und die Belastungen des Welthandels im Fokus. Heute sind diese Herausforderungen aktueller denn je – verstärkt durch die Konflikte in der Ukraine und Israel sowie den Beginn der zweiten Amtszeit von Donald Trump.
Wirtschaftliche Fragmentierung und Chinas wachsende Rolle
Auf der Konferenz betonte Agatha Kratz von der Rhodium Group, dass die wirtschaftliche Desintegration den globalen Handel zunehmend prägt. Die Handels- und Investitionsströme zwischen den USA und China gehen zurück. Gleichzeitig reduziert China seine Importe, um unabhängiger vom Weltmarkt zu werden.
Diese Entwicklung verstärkt Chinas Einfluss auf den Welthandel. Das Land richtet seinen Fokus verstärkt auf Südostasien und den Globalen Süden. Gleichzeitig wächst Europas Abhängigkeit von chinesischen Importen.
In den letzten fünf Jahren ist Europa immer abhängiger von der chinesischen Wirtschaft geworden.
Agatha Kratz, Partnerin, Rhodium Group
Laut Kratz muss sich Europa auf eine Welle chinesischer Waren einstellen. „2025 wird herausfordernd“, warnte sie. „Unternehmen sollten sich darauf vorbereiten.“
Gewinner und Verlierer der neuen Handelslandschaft
Kratz identifizierte Mexiko und Vietnam als die wichtigsten Gewinner, da sie als Handelsdrehscheiben fungieren. Auch etablierte Volkswirtschaften wie die USA und Taiwan profitieren von diesen Entwicklungen.
Verschiebungen in den globalen Wertschöpfungsketten beeinflussen auch die Logistikbranche. Ramon Fernandez, CFO der Containerreederei CMA CGM, verwies auf ein Rekordvolumen an transportierten Gütern.
Wir haben noch nie so viel Fracht transportiert.
Ramon Fernandez, Group Chief Financial Officer, CMA CGM
Chinesische Exporte nach Südostasien und Mexiko seien stark gestiegen, ebenso wie Re-Exporte aus diesen Regionen in die USA. Diese Veränderungen erfordern von Logistikunternehmen ein Höchstmass an Flexibilität.
Europas Wettbewerbsprobleme
Europas Herausforderungen gehen über den Handel hinaus. Strengere Umweltauflagen setzen die Logistik- und Industriebranche unter Druck. Thierry de La Tour d’Artaise, CEO der SEB Group, warnte davor, dass Überregulierung Innovationen hemmen könnte. Gleichzeitig holen chinesische Hersteller technologisch immer weiter auf.
Auch der Finanzsektor ist betroffen. Anne-Christine Champion von Société Généraleerklärte, dass Sanktionen die Finanzierung von Unternehmen erschweren. Im Gegensatz zu den USA, wo Unternehmen stärker auf Anleihen setzen, sind europäische Firmen stärker auf Banken angewiesen – ein Nachteil in puncto Flexibilität und Wachstum.
Handlungsbedarf in Europa
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss Europa regulatorische und finanzielle Hürden abbauen. Der Zugang zu Kapital und die Förderung von Innovationen sind entscheidende Prioritäten. Da die Globalisierung in eine neue Phase tritt, müssen sich Unternehmen schnell anpassen, um die damit verbundenen Risiken und Chancen zu bewältigen.
Um mehr über den Welthandel zu erfahren, laden Sie unsere vollständige Studie herunter (in Englisch)
Sehen Sie sich auch die Aufzeichnung der Podiumsdiskussion des 29. Country Risk 2025 Symposiums an (in Englisch) -> https://youtu.be/eJkZ5f-VhYw?si=L7X2YkAZv2f-53jj