Von Wohlfahrt zu Rückgang: Amerikanische Sojabohnen und die wirtschaftlichen Folgen des Handelskriegs zwischen China und den Vereinigten Staaten

Mit der Eskalation der US-chinesischen Handelskonflikte rücken amerikanische Sojabohnen erneut in den Fokus. China, das 75 % der globalen Sojabohnen-Importe abnimmt, verhängte im März 2025 Vergeltungszölle auf US-Exporte – eine Bedrohung für eine Branche, die bereits unter sinkenden Preisen leidet. Simon Lacoume, Branchenanalyst bei Coface, analysiert die Auswirkungen dieses Zollkonflikts für Landwirte im Mittleren Westen, traditionelle Unterstützer Donald Trumps.

  • Sojabohnen sind Teil der Gegenmassnahmen, die China den Vereinigten Staaten gegenüber beschlossen hat.
  • China ist weltweit der grösste Importeur von Sojabohnen, mit 75 % der gesamten Importe im Jahr 2024.
  • Wir sehen voraus, dass der Durchschnittspreis für Sojabohnen in 2025 auf 410 USD/Tonne zurückgehen wird, was einem Verlust von 15 % gegenüber dem Vorjahr entspricht (Grafik 1).

Die amerikanischen Sojabohnen-Produzenten werden wohl die Randschaden der Handelsspannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China spüren. Dabei sind viele dieser Produzenten im Mittleren Westen beheimatet, eben in jenen Staaten, die bei den letzten Wahlen massiv für D. Trump gestimmt haben.

Simon Lacoume, Sektorenanalyst bei Coface.

 

Ein Grund zu Beunruhigung für die amerikanischen Sojabohnen-Produzenten

Am 10, März 2025 hat Beijing als Antwort, auf die von der Regierung Trump kurz vorher auferlegten Handelsbarrieren Strafzölle in Höhe von 15 % auf eine Reihe amerikanischer Produkte angekündigt, worunter Sojabohnen. Diese Massnahmen sind ein Grund zu Beunruhigung für die amerikanischen Sojabohnen-Produzenten. Seit den Anfangsjahren des neuen Jahrtausends sind China und die Vereinigten Staaten stark voneinander abhängig. 

Der Anstieg der Viehhaltung in China und der Fleischkonsum - mit einem Zuwachs von 45 % pro Person in den letzten zwei Jahrzehnten - war der Hauptmotor für das explosive Wachstum von Sojabohnen-Importen. Zu gleicher Zeit sind in China die Importe von Sojabohnen von 28 Millionen Tonnen auf 109 Millionen Tonnen gewachsen.

 

Handelsspannungen: Rückgang von 75 % der Sojabohnen-Importe Chinas in 2018

2017 war China der weltweit grösste Importeur von amerikanischen Sojabohnen, und die Vereinigten Staaten waren der zweite Lieferant Chinas. In 2018 haben aber die chinesischen Importzölle als direkte Antwort auf die Handelsspannungen1 zu einem Rückgang von 75 % der amerikanischen Sojabohnen-Exporte nach China verursacht, von 12 Milliarden USD in 2017 bis nur noch 3 Milliarden USD im folgenden Jahr. 

Die Zölle waren an sich schon ein wichtiger Schlag, aber das Ausbrechen des afrikanischen Schweinefiebers, das die Schweinefarmen zerstört hat, war ebenfalls ein wichtiger Faktor beim  Rückgang der Nachfrage nach Sojabohnen.

 

Amerikanische Sojabohnen werden auf dem chinesischen Inlandsmarkt weniger wettbewerbsfähig

Da China seinen Schweinebestand wieder aufgebaut hat, dürfte die Nachfrage nach Sojabohnen mittelfristig stark bleiben. Die Zollerhöhungen Pekings werden jedoch wahrscheinlich die Zusammensetzung der Sojabohnenimporte des Landes verändern, da sie die Wettbewerbsfähigkeit von US-Sojabohnen auf dem chinesischen Inlandsmarkt verringern. Brasilianische Exporteure könnten erhebliche Gewinne erzielen, da die chinesischen Sojabohnenimporte seit 2017 um 48 % gestiegen sind, zum Nachteil der USA (-31 % im gleichen Zeitraum). Dies würde den US-Sojabohnenpreis im Vergleich zu 2024 unter Druck setzen – er liegt derzeit knapp unter 400 USD/Tonne, ein Rückgang von 15 % gegenüber dem Vorjahr. Verstärkt wird dieser Trend voraussichtlich durch einen erschwerten Zugang zu alternativen Exportmärkten. So hat beispielsweise die EU – die 2024 10 %2 der US-Sojabohnenexporte ausmachte – angekündigt, auf die 25-prozentigen Zölle von Präsident Trump zu reagieren. Die Massnahmen, darunter auch Zölle auf Sojabohnen, sollen Mitte April in Kraft treten. Daher dürften die amerikanischen Sojabohnenproduzenten die Auswirkungen von Trumps jüngsten Zöllen spüren, obwohl viele von ihnen in den Bundesstaaten des Mittleren Westens ansässig sind, die ihn bei der Präsidentschaftswahl stark unterstützt hatten.

 

1 Als Reaktion auf die von Trump am 6. Juli 2018 eingeführten 25%igen Zölle auf US-Importe aus China.

2 Deutschland (3.5%), Italien (2.5%), Spanien (1.5%), die Niederlande (1%) und Portugal (1%)

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