US-Zollerhöhung: Schweiz steht vor den höchsten Tarifen unter OECD-Ländern

Die Vereinigten Staaten haben zusätzliche Zölle von 10 Prozent auf Importe erhoben. Länder mit einem Überschuss im Warenhandel werden mehr zahlen müssen. Die Zölle für die Schweiz sind mit 31 Prozent die höchsten unter allen Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde mit neuen Informationen bezüglich einer vorübergehenden Zollerleichterung für die Schweiz aktualisiert. Siehe Abschnitt "Aktualisierung zur Zollumsetzung" am Ende des Artikels.

 

Protektionistische Massnahmen der Trump-Administration: Kontext und Ziele

US-Präsident Donald Trump hat am 2. April zusätzliche Zölle in Höhe von 10 Prozent auf die Mehrheit der Importe von ausserhalb Nordamerikas verhängt. Einige Produktkategorien sind ausgenommen, darunter Pharmazeutika, die für die Schweiz von entscheidender Bedeutung sind.

Die Zölle sind höher für Importe aus Ländern mit einem Handelsüberschuss mit den Vereinigten Staaten. Laut einer Ankündigung des Büros des US-Handelsbeauftragten (USTR) ist das Ziel, ein Handelsgleichgewicht zu erreichen.

Zollvergleich unter OECD-Ländern

Die Zölle auf Importe aus der Schweiz sollen um 31 Prozent steigen, was das Niveau aller anderen OECD-Mitglieder übersteigt. Korea folgt mit 25 Prozent, Japan mit 24 Prozent und die Europäische Union mit 20 Prozent. Die Zölle für Importe aus Liechtenstein werden jedoch sogar auf 37 Prozent erhöht.

Schweiz-USA Handelsbeziehungen: Wichtige Zahlen und Ungleichgewichte

Die Vereinigten Staaten sind der wichtigste einzelne Handelspartner der Schweiz, noch vor Deutschland, und rangieren nach der EU insgesamt an zweiter Stelle. Laut Aussenhandelsstatistik exportierte die Schweiz 2023 Waren im Wert von 56,66 Milliarden Schweizer Franken in die USA und importierte amerikanische Waren im Wert von 29,73 Milliarden Schweizer Franken, was zu einem Schweizer Überschuss von 26,93 Milliarden Schweizer Franken führte.

Laut Statistiken des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) erzielten die Vereinigten Staaten jedoch einen Überschuss im Dienstleistungshandel: Die USA exportierten Dienstleistungen im Wert von 46,4 Milliarden Schweizer Franken und importierten Dienstleistungen im Wert von 26,4 Milliarden Schweizer Franken im Jahr 2023, was einem amerikanischen Überschuss von 20,0 Milliarden Schweizer Franken entspricht. Dieser Faktor wird bei der amerikanischen Berechnung der neuen Zölle nicht berücksichtigt.

Offizielle Reaktionen und Schweizer Positionen

US-Handelsbeauftragter Jamieson Greer lud alle Länder ein, die angekündigten Massnahmen im Voraus zu kommentieren. Das SECO erklärte in einem Schreiben an Greers Stellvertreterin Catherine Gibson, dass die Schweiz eine der offensten Volkswirtschaften der Welt sei, alle Industriezölle abgeschafft habe und keine digitale Steuer erhebe. Es wurde auch betont, dass die Schweiz der sechstgrösste Investor in den Vereinigten Staaten sei.

Auswirkungen auf die bilateralen Handelsbeziehungen

Die Schweizerisch-Amerikanische Handelskammer hob in ihrer Stellungnahme hervor, dass Schweizer Unternehmen 500.000 Arbeitnehmer in den Vereinigten Staaten beschäftigen. Sie erklärte, dass die Aufrechterhaltung und Erweiterung dieser starken Partnerschaft im besten Interesse beider Länder liege.

Bedenken aus Schweizer Wirtschaftssektoren

Economiesuisse bezeichnete die neuen Zölle als "schädlich und ungerechtfertigt". In einer Erklärung forderte die Dachorganisation der Wirtschaft den Bundesrat, die Schweizer Regierung und die Handelsdiplomatie auf, am Verhandlungstisch mit der US-Regierung schnell Lösungen zu finden.

Scienceindustries beschrieb "erhebliche Unsicherheit" trotz der Ausnahme für pharmazeutische Produkte. Stephan Mumenthaler, Direktor des Verbands der Pharma- und Chemieindustrie, kommentierte in einer Mitteilung: "Erhebliche Zollerhöhungen auf Life-Sciences- und Chemieprodukte setzen die international verflochtenen Wertschöpfungs- und Lieferketten unter Druck."

Ausblick und künftige Maßnahmen

Swissmem äusserte Enttäuschung über die Entscheidung. Der Dachverband der Maschinenhersteller forderte in einer Erklärung, dass der Bundesrat "rasch handeln solle, um zumindest die Zölle zu senken und den Zugang zu anderen Märkten zu erleichtern."

Aktualisierung zur Zollumsetzung

In einem kürzlichen Beitrag auf Truth Social kündigte Präsident Trump eine 90-tägige Pause bei der Umsetzung der reziproken Zölle an, einschließlich der 31%-Zölle auf Schweizer Waren. Während dieses Zeitraums wird weiterhin der Basiszoll von 10% gelten. Aktualisierte Richtlinien sind auf der USTR-Website zu finden.

Diese Entwicklung bietet der Schweiz eine vorübergehende Entlastung, reduziert die Zollbelastung für Schweizer Exporte in die USA von 31% auf 10% und stellt die Schweiz auf die gleiche Stufe mit den meisten anderen Ländern. Die Ausnahme ist China, wo die Zölle auf 125% erhöht wurden.

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Café Europe erstellt.

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