Die Coface B2B-Umfrage 2024 zu Zahlungen in Deutschland: Scheinbare Ruhe, doch diese Ruhe ist trügerisch

Die neueste Ausgabe der jährlichen Coface Umfrage 2024 zur Zahlungserfahrung von Unternehmen in Deutschland wurde im Juli und August 2024 durchgeführt und sammelte Informationen von 774 Unternehmen. In einer Phase relativer wirtschaftlicher Ruhe ohne neue wesentliche Risikofaktoren in Deutschland, blieben die Zahlungsgewohnheiten weitgehend mit denen von 2023 vergleichbar. Trotz dieser oberflächlichen Stabilität zeichnen wachsende Kreditrisiken und eine sich verschlechternde Geschäftsstimmung ein besorgniserregenderes Bild für die Zukunft.

Stabile Zahlungsbedingungen, aber zunehmende Kreditrisiken

Ein wichtiges Ergebnis der Umfrage ist die anhaltende Stabilität bei den gewährten Zahlungsbedingungen. Im Jahr 2024 bieten 80% der teilnehmenden Unternehmen Lieferantenkredite an, fast identisch mit den 79% im Jahr 2023 und den Werten vor der Pandemie (81%). Die Präferenz für kürzere Kreditfristen in Deutschland bleibt bestehen, mit einer durchschnittlichen Zahlungsfrist von 32 Tagen—die kürzeste unter allen untersuchten Ländern.


Ähnlich haben sich die Zahlungsverspätungen nur leicht verändert.
Der Anteil der Unternehmen, die neue Zahlungsverspätungen melden, stieg auf 78% im Jahr 2024, immer noch unter den 85% von 2019, aber höher als zwischen 2020 und 2022. Die durchschnittliche Zahlungsverzögerung stieg auf 31 Tage, liegt jedoch noch deutlich unter den Werten vor der Pandemie (40 Tage).
 

Diese Stabilität verbirgt jedoch einen sprunghaften Anstieg sehr langfristiger überfälliger Zahlungen, wobei 16% der Unternehmen diese 2024 meldeten, fast doppelt so viel wie 2023. Der Maschinenbausektor ist besonders betroffen, wobei 30% der Unternehmen von überfälligen Zahlungen über mehr als 2% des Jahresumsatzes berichten. 80% dieser Zahlungen werden nie eingetrieben, was erhebliche Insolvenzrisiken birgt. Der deutliche Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in letzter Zeit unterstreicht die ernsthafte Bedrohung, die von diesen überfälligen Zahlungen ausgeht.

 

Wachsende Pessimismus unter deutschen Unternehmen

Das Geschäftsklima unter deutschen Unternehmen hat sich verschlechtert. Nur 9% berichten von einer besseren Geschäftslage im Vergleich zum Vorjahr, während 48% eine schlechtere Lage melden.
Dies führt zu einem Stimmungssaldo von -39 Punkten, niedriger als während der COVID-19-Pandemie oder zu Beginn des Ukraine-Kriegs.

 

Geschäftsaussichten für 2025: Mehr Bedenken in Sicht

Leider bieten die Aussichten für 2025 wenig Grund zu Optimismus.
Deutsche Unternehmen erwarten ein stabiles, aber schwaches Geschäftsumfeld für das nächste Jahr. Politische Unsicherheit bleibt sowohl im In- als auch im Ausland eine große Sorge. Lieferkettenprobleme und lokale Schwierigkeiten dämpfen ebenfalls den Optimismus.

 

Deutschlands abnehmende Attraktivität als Geschäftszentrum

Die Umfrage ergab, dass Deutschland zunehmender Konkurrenz aus anderen Ländern, insbesondere den USA und EU-Mitgliedsstaaten, gegenübersteht. Mehrere Unternehmen nannten regulatorische Herausforderungen, Energiekosten und bürokratische Hürden als zentrale Bedenken.

 

Fazit: Stabilität mit einem Sturm am Horizont

Während die aktuelle Zahlungssituation stabil erscheint, wachsen die darunter schwelenden Risiken. Unternehmen müssen bei der Verwaltung ihrer Kreditrisiken wachsam bleiben, da überfällige Zahlungen und Insolvenzen zunehmen.

Laden Sie die vollständige Studie herunter (Englischsprachiges Dokument) 

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