Chinas Immobilienmarkt leidet weiter unter Überangebot

Experten warnen weiterhin vor Liquiditätsrisiken in der chinesischen Immobilienbranche. Die Situation bleibt angespannt, auch wenn der grosse Immobilienentwickler Country Garden Holdings kürzlich seine Schulden restrukturieren und eine mögliche Liquidierung aufschieben konnte.

Restrukturierungsplan von Country Garden

Am 9. Januar legte Country Garden Holdings (CG) einen Restrukturierungsplan für seine Auslandsschulden in Höhe von 11,6 Milliarden Dollar vor. Das Unternehmen, das Ende 2023 die Bedienung seiner Schulden einstellte, bietet seinen Gläubigern verschiedene Umschuldungsoptionen an – von der Umwandlung in Bargeld mit einem Abschlag von 90 Prozent bis hin zu neuen Schulden mit längeren Laufzeiten.

Verluste und aufgeschobene Liquidierung

Ein am 14. Januar veröffentlichter Bericht für das erste Halbjahr 2024 wies einen Verlust von nur noch 12,8 Milliarden Renminbi (1,62 Milliarden Franken) aus – ein Viertel des Vorjahreszeitraums. Daraufhin verschob das Oberste Gericht Hongkongs die Anhörung zur Liquidierung des Unternehmens bereits zum dritten Mal, nun auf den 26. Mai. Der Handel der CG-Aktien an der Börse von Hongkong wurde wieder aufgenommen.

Immobilienverkäufe und Marktstabilisierung

Country Garden könnte die gewonnene Zeit nutzen, um seine Schulden durch Immobilienverkäufe zu reduzieren. Dazu trägt bei, dass das Politbüro der Kommunistischen Partei im September eine Stabilisierung des Immobilienmarktes forderte. Infolgedessen stiegen die Immobilienverkäufe im Land leicht an, bleiben aber weiterhin auf niedrigem Niveau.

Anhaltende Herausforderungen für den Immobiliensektor

Trotz der jüngsten Entwicklungen deckten die Immobilienverkäufe im Jahr 2024 nur ein Sechstel der im Bau befindlichen Objekte. Der wachsende Bestand drückt weiterhin auf die Immobilienpreise, die seit Mitte 2023 kontinuierlich fallen. Die leichte Markterholung konzentriert sich derzeit auf grosse Städte, während sich die Lage in kleineren Städten – wo Country Garden besonders aktiv ist – erst später entspannen dürfte.

Begrenzte staatliche Unterstützung

Die Rolle der Regierung sollte nicht überschätzt werden. Zwar stellte die Zentralbank im Mai 2024 eine Refinanzierungslinie von 300 Milliarden Renminbi für Immobilienkredite bereit, doch dies entspricht lediglich einem Zehntel des gesamten Immobilienbestands. Zudem liegen die Renditen im Immobiliensektor unter denen anderer Investitionsmöglichkeiten.

Sinkender Beitrag des Immobiliensektors zur Wirtschaft

Der Anteil des Immobiliensektors an der Gesamtwirtschaft ist rückläufig. Während er 2020 noch 14,5 Prozent betrug, lag er 2024 nur noch bei 12,9 Prozent. Auch die Landverkäufe sind drastisch gesunken – 2024 um 60 Prozent im Vergleich zu 2021. Dies deutet darauf hin, dass die Schwäche des Immobilienmarktes noch länger anhalten dürfte.